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Kalender Aktualisiert:22. Nov 2024

Ist Bindungsangst eine psychische Krankheit?

Unter Bindungsangst versteht man eine gewisse Angst vor emotionaler Nähe zu anderen Personen. Menschen mit Bindungsangst scheuen sich davor, eine Partnerschaft einzugehen und sich auf eine Beziehung einzulassen.

Als Krankheit gilt die Bindungsangst deshalb nicht. Sie ist vielmehr ein Selbstschutzmechanismus, der oft schon in der Kindheit aufgebaut wurde und bis ins Erwachsenenalter immer dann aktiviert wird, wenn es emotional zu eng werden könnte.

Die meisten Menschen sehnen sich nach einer Partnerschaft, die ihnen Liebe, Sicherheit und Geborgenheit gibt. Es gibt jedoch auch Menschen, die sich zwar eine Beziehung wünschen, sich aber nicht auf eine andere Person einlassen wollen oder können.

Sie scheuen sich vor den Verpflichtungen und Verbindlichkeiten, die eine funktionierende Beziehung mit sich bringt. Diese Menschen haben eine Bindungsangst oder gar eine Bindungsphobie.

Es ist paradox: Viele Menschen mit Bindungsangst haben sogar einen großen Wunsch nach einer Beziehung. Aber ihre Angst verletzt zu werden ist stärker. Meist haben solche Menschen kein ausgeprägtes Selbstwertgefühl.

Entsprechend schrecklich ist für sie die Vorstellung, zurückgewiesen zu werden. Bevor es also dazu kommen kann, ziehen sie schnell die Reißleine. Meist wiederholt sich dieser Kreislauf bei jeder Beziehung. Die Folge: Häufige Partnerwechsel.

 

8 Anzeichen für Bindungsangst

Bindungsangst hat viele Gesichter, die den Betroffenen auf den ersten Blick gar nicht so problematisch erscheinen. An diesen Merkmalen kannst Du erkennen, ob jemand Bindungsangst haben könnte:

  1. keine engen, langjährigen Freunde
  2. wenig Bereitschaft Kompromisse einzugehen
  3. Sex und Intimitäten finden immer seltener statt
  4. häufige Absagen von Verabredungen
  5. immer wieder On-Off-Beziehungen
  6. keine gemeinsamen Zukunftspläne
  7. Arbeit und Hobbies verhindern Nähe
  8. immer den falschen = nicht verfügbaren Partner auswählen
     

Mögliche Symptome für Bindungsangst

Eine stark ausgeprägte Bindungsangst kann sich auch durch Symptome äußern, die allein bei dem Gedanken an eine engere Bindung entstehen:

  • Herzrasen
  • schwitzige Hände
  • Schweißausbrüche
  • Schwindel
  • Zittern
  • trockener Mund
  • Beklemmung
  • Kurzatmigkeit

Erkennst Du Dich wieder? Wer Bindungsangst hat, bekommt von anderen schnell den Stempel „beziehungsunfähig“ verpasst. Doch keine Angst, jeder kann eine Beziehung führen, wenn er den Ursachen für seine Schutzstrukturen auf den Grund geht.

 

Welche Ursachen hat Bindungsangst?

Diese Angst vor Nähe zu einer anderen Person liegt sehr häufig in der Kindheit begraben, beispielsweise durch ein gestörtes, distanziertes Verhältnis zu den Eltern, durch den Verlust eines geliebten Menschen, durch das Gefühl, allein gelassen oder abgewiesen zu werden.

Auch eine Enttäuschung in einer früheren Beziehung kann dazu führen, dass die Bindungsangst eine Art Selbstschutz darstellt, um nicht noch einmal verletzt zu werden. Oft führen Minderwertigkeitskomplexe zu Bindungsangst, weil man nicht daran glaubt, liebenswert zu sein, Angst vor Zurückweisung hat und deshalb die Flucht nach vorn antritt, um jegliche Nähe abzublocken.

Die Ursache können aber auch sehr vereinnahmende und überbehütende Helikopter-Eltern sein. Kinder solcher Eltern haben im Erwachsenenalter das Gefühl, in einer Beziehung zu ersticken, und müssen sich deshalb immer wieder selbst befreien. Hier schwingt die Angst mit, sich in einer Beziehung zu verlieren, sich abhängig zu machen.

Manchmal ist es jedoch einfach nur der Persönlichkeitstyp, der nach Autonomie strebt und sich schwer anpassen kann. Auch die ewige Suche nach etwas Besserem hält viele Singles davon ab, sich verbindlich auf eine Beziehung einzulassen. Es gibt also viele Gründe, warum wir uns ein Schutzschild zulegen und andere auf Abstand halten.

On-Off-Beziehungen sind ein typisches Beispiel für Bindungsangst. Bevor die Beziehung zu eng wird, kommt die Trennung. Dann die Versöhnung, weil es mit Partner eben doch irgendwie schöner ist. Doch sobald Zukunftspläne wie Zusammenziehen, Heiraten oder Kinder ins Spiel kommen, meldet sich wieder diese innere Panik, die Angst vor dem Verlust von Autonomie und diese ewige Frage „Ist er oder sie der oder die Richtige?“.Dieses ewige Hin und Her ist vor allem für den Partner schmerzhaft, der sich gerne binden möchte, der eine gemeinsame Zukunft plant und dann aus heiterem Himmel wieder verlassen wird.

 

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Liebe & Beziehungen
Bärbel Wardetzki
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Bärbel Wardetzki

Auslöser für Bindungsangst

Bindungsangst kann durch bestimmte Auslöser hervorgerufen werden. Wenn diese Trigger auftreten, wird es der bindungsängstlichen Person zu viel und sie verspürt den Drang, sich aus der Beziehung zu lösen. Jedes Ereignis, das die Verbindlichkeit einer Beziehung unterstreicht, kann zu einem Beziehungsabbruch oder Rückzug führen. Solche Ereignisse sind Hochzeitsplanungen, Familientreffen, Pläne für eine gemeinsame Wohnung oder ein Kinderwunsch. Manche fühlen sich schon durch das Händchenhalten in der Öffentlichkeit eingeengt.

 

Wie kann ich Bindungsangst überwinden?

Es gibt viele Singles, die sich selbst genügen. Die ihren Alltag gerne so gestalten, wie sie es sich vorstellen und die glücklich mit dem Alleinsein sind. Doch es gibt auch diejenigen, die sich eigentlich einen Partner wünschen, die jedoch immer, wenn die ersten Dates vorbei sind und die Beziehung ernster werden könnte, einen Rückzieher machen und sich zurück in ihr Single-Dasein flüchten. Doch Bindungsangst lässt sich überwinden:
 

1. Akzeptiere Deine Angst

Bindungsangst zu haben, ist nichts Schlimmes. Deshalb darfst Du Dir gerne eingestehen, dass Du diese Angst vor einer Beziehung und vor emotionaler Nähe hast. Sprich mit Deinem Partner darüber, statt vor ihm zu flüchten. Wenn er Deine Ängste kennt, könnt ihr gemeinsam daran arbeiten.
 

2. Finde die Balance zwischen Bindung und Autonomie

Eine gute Balance zwischen Bindung und Autonomie kann der Schlüssel zu einer glücklichen Partnerschaft sein. Der richtige Partner teilt mit Dir dieselben Werte, dieselben Ansichten, unterstützt Deine Stärken und akzeptiert Deine Schwächen. Doch genauso solltest Du Toleranz gegenüber seinen Schwächen beweisen, ihn unterstützen und in seinen Zielen bekräftigen.

Natürlich musst Du Deine Eigenständigkeit in einer Beziehung nicht aufgeben. Allerdings ist auch eine gewisse Bereitschaft für Kompromisse und Anpassung an die Bedürfnisse des Partners notwendig. Hier gilt es, die Balance zu finden, bei der beide Partner ihre Freiräume haben, aber auch einmal die eigenen Bedürfnisse zum Wohl des anderen zurückstecken.
 

3. Stärke Dein Selbstwertgefühl

Wenn Dich Minderwertigkeitskomplexe davon abhalten, Dich einem anderen Menschen zu öffnen, liegt Dein Ziel darin, Dein Selbstwertgefühl zu stärken. Suche nach negativen Glaubenssätzen, die Dich bereits in der Kindheit geprägt haben, wie „Ich kann das nicht“, „Ich bin nicht gut genug“ oder „Ich bin nicht liebenswert“. Du bist jetzt erwachsen, und diese Glaubenssätze gelten nicht mehr.Stattdessen kehrst Du sie in positive Glaubenssätze um: „Ich kann das“, „Ich bin gut genug“ und „Ich bin liebenswert“. Das braucht seine Zeit, doch mit etwas Geduld kannst Du Deine innere Einstellung zu Dir selbst verändern.
 

4. Suche Dir Hilfe gegen Bindungsangst

Da sich eine frühe Prägung in der Kindheit nicht von heute auf morgen abschütteln lässt, ist die Hilfe eines Therapeuten sinnvoll. Wie Dir eine glückliche Beziehung gelingen kann, verrät Dir beispielsweise Dr. Sharon Brehm im Online-Kurs „Für immer verliebt“. Sie gibt Dir wertvolle Tipps an die Hand, wie Du Deinen Herzensmenschen noch einmal neu kennenlernst und seine oder ihre Selbstschutzstrategie erkennst.

Denn jeder kann das Glück einer Partnerschaft erfahren, wenn er weiß, welche Glaubenssätze er seit frühester Kindheit mitbekommen hat und wie er sie als Erwachsener ändern kann.

 

Wie gehe ich mit einem Partner mit Bindungsangst um?

Wer sich mit einem bindungsängstlichen Partner einlässt, muss jeden Tag damit rechnen, verlassen zu werden. Doch hoffnungslos ist die Situation keineswegs. Denn durch behutsame Gespräche kann man gemeinsam den Ängsten auf den Grund gehen und versuchen, diese zu entkräften. Wenn es dem bindungsängstlichen Partner gelingt, sich seinen Ängsten zu stellen, kann er oder sie vielleicht bald wieder erkennen, dass eine Beziehung sehr schön und erfüllend sein kann. Wichtig ist nur, keinen Druck aufzubauen und nichts erzwingen zu wollen. 

 

Bindungsangst beim Mann

Männer mit Bindungsangst neigen meist dazu, auf Abstand zu gehen, sobald sich die Kennenlernphase in Richtung Beziehung entwickeln könnte. Viele Frauen haben wohl nach dem anfänglichen Flirt schon die Sätze gehört „Ich will nichts Festes“ oder „Ich bin noch nicht bereit für eine Beziehung“. Dahinter verbirgt sich meist die Angst vor Nähe, Verantwortung und Verbindlichkeit, vor allem aber auch die Angst, etwas zu verpassen.

Es könnte ja eine andere, attraktivere Partnerin des Weges kommen oder sich ein tolles Jobangebot in einer anderen Stadt ergeben, für das er sich ohne private Verpflichtung entscheiden möchte. Manchmal ist einfach der Drang nach Freiheit und Unabhängigkeit bei der Zukunftsplanung so groß, dass eine feste Bindung nicht infrage kommt. Oft führen auch schlechte Erfahrungen und ein gebrochenes Herz dazu, dass sich Männer lieber nicht noch einmal auf eine Beziehung einlassen und sich nicht verletzbar machen wollen.

Auf der anderen Seite flirten bindungsängstliche Männer gerne und lernen immer wieder neue Frauen kennen. Dann beginnt das Spiel von vorne: Sobald es enger werden könnte, ziehen sie sich zurück. Um trotzdem nicht ganz alleine zu sein, halten sich viele die Beziehungsoption offen und genießen die Zweisamkeit, melden sich jedoch im Anschluss längere Zeit nicht – für Frauen, die nach einer Partnerschaft suchen, eine frustrierende Situation.

 

Wie äußert sich Bindungsangst bei Frauen?

Bei Frauen äußert sich Bindungsangst oft anders als bei Männern. Allgemein scheinen zwar häufig Männer ihre Unabhängigkeit behalten zu wollen, doch es gibt auch immer mehr Frauen, die sich nicht zu eng an eine andere Person binden wollen. Dennoch lassen sie sich meist auf eine Beziehung ein, bleiben dabei jedoch emotional auf Abstand, um nicht verletzt zu werden.

Typisch für Frauen mit Bindungsangst sind häufige Kurzbeziehungen, On-Off-Beziehungen oder Dating mit zwei Männern, ohne sich auf einen der beiden festzulegen. Ebenfalls beliebt ist eine Beziehung mit getrennten Wohnungen, um die eigenen Freiräume zu wahren.

Um die eigenen Ängste zu kompensieren, haben manche Frauen gerne die Kontrolle über die Beziehung und über den Partner. Sie suchen sogar bewusst die Nähe, klammern sich an den Partner und sind übermäßig eifersüchtig. Auch extrem hohe Anforderungen an den Partner, die kaum erfüllt werden können, sind ein typisches Anzeichen.

Die einen vermeiden es ganz bewusst, sich auf eine Beziehung mit gemeinsamer Zukunftsplanung einzulassen. Die anderen begeben sich in eine passive Position und schieben die Schuld auf das Pech bei der Partnersuche. Angeblich ziehen sie immer die Falschen an, dabei suchen sie sich in Wahrheit immer die Männer heraus, die nicht zu ihnen passen oder nicht verfügbar sind. Ob verheirateter Mann oder die Fernbeziehung – so lässt sich eine enge Bindung gut umgehen.

Dass die Bindungsangst bei Frauen immer häufiger vorkommt, lässt sich auf die steigende Selbstbestimmung zurückführen. Mussten sich Frauen früher einen Mann suchen, um versorgt zu sein, bestreiten viele ihren Lebensunterhalt inzwischen alleine und sind nicht auf eine langjährige Beziehung angewiesen. Dementsprechend gibt es zunehmend Frauen, die ihre Unabhängigkeit nicht für die Beziehung mit einem Mann aufgeben wollen, der sie am Ende doch nur verletzt.

 

Bindungsangst in der Kennenlernphase

Das Kuriose an der Bindungsangst ist, dass sie in der Kennenlernphase meist gar nicht vorhanden ist. Du schmiedest große Pläne, träumst von Kindern und einer Familie, kannst Dir eine gemeinsame Zukunft in einem eigenen Haus vorstellen. In den ersten Wochen und Monaten scheint alles perfekt zu sein und Du denkst, endlich die richtige Person gefunden zu haben.

Doch sobald es ernst wird und die andere Person die gemeinsamen Pläne verwirklichen will, ziehst Du Dich plötzlich zurück. Die Verbindlichkeit setzt Dich unter Druck, statt die Nähe zuzulassen, machst Du den Rückzieher. Plötzlich kommen Zweifel auf und Du fokussierst Dich in der Beziehung auf all die Dinge, die nicht hundertprozentig passen.

Auch das gehört zum typischen Verhalten von bindungsängstlichen Personen, denn im Grunde hegen sie den Wunsch nach einer liebevollen Partnerschaft und sehnen sich danach, endlich anzukommen.

 

Mache den Bindungsangst-Test

Mit einem Selbsttest findest Du heraus, ob Du möglicherweise unter Bindungsangst leidest. Gezielte Fragen zeigen Dir zumindest eine Tendenz an, ob Du wirklich Angst vor einer engen Bindung hast oder in der Beziehung einfach nur Deine Autonomie behalten möchtest. Mache jetzt den Test:

  • Verliebst Du Dich gerne in Personen, die nicht immer verfügbar sind, da sie z.B. verheiratet sind, wenig Zeit haben oder weiter weg wohnen?
  • Bist Du schnell gelangweilt, sobald eine andere Person ernsthaftes Interesse an Dir zeigt?
  • Fühlst Du Dich unwohl, wenn Dein Partner gerne mehr Zeit mit Dir verbringen möchte?
  • Fällt es Dir in einer Partnerschaft schwer, Nähe zuzulassen?
  • Lässt Du Dir manchmal länger Zeit, um auf Nachrichten des Partners zu antworten oder eine Verabredung zuzusagen?
  • Bekommst Du Panik, wenn er Dich mit auf die Familienfeier nehmen will?
  • Fühlst Du Dich eingeengt oder unter Druck gesetzt, wenn Dein Partner über gemeinsame Zukunftspläne spricht?
  • Hast Du bereits mehrere kurze Partnerschaften hinter Dir, die nicht länger als ein bis zwei Jahre gedauert haben?
  • Bemerkst Du an Deinem Partner mit der Zeit immer mehr Eigenschaften, die Dich nerven?
  • Findest Du immer wieder Gründe, warum Dein aktueller Partner doch nicht der richtige ist?
  • Kannst Du in einer Beziehung nur schwer über Deine eigentlichen Bedürfnisse reden?
  • Zeigst Du Deinem Partner die kalte Schulter, sobald er mehr von Dir will?

Je häufiger Deine Antwort Ja lautet, umso wahrscheinlicher hält Dich eine Bindungsangst von einer glücklichen Partnerschaft ab. Steht Dir Deine Angst vor Nähe extrem im Weg, kannst Du sie mit therapeutischer Hilfe überwinden.