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Kalender Aktualisiert: 14. Feb 2024

Beziehungsunfähig – was heißt das?

Heutzutage spricht man schnell von Beziehungsunfähigkeit, wenn eine Partnerschaft nicht funktioniert oder Singles über ihre Probleme klagen, überhaupt einen Partner zu finden. Doch dahinter steckt häufig eine gewisse Bindungsangst, deren Ursache in der Vergangenheit begraben liegt. Und der solltest Du auf den Grund gehen, um in einer Beziehung einen Ausgleich zwischen Nähe und Autonomie zu schaffen.

Kennst Du das auch? Hat man einmal einen passenden Partner gefunden, scheinen die Probleme erst zu beginnen. Statt die glückliche Beziehung zu genießen, triffst Du Dich abends lieber mit Freunden und möchtest Dich von zu viel Nähe nicht einengen lassen. Oder genau das Gegenteil ist der Fall: Du würdest am liebsten jede freie Sekunde mit Deinem Partner verbringen, doch der scheint zunehmend auf Distanz zu gehen. Und wieder ist Deine Beziehung zum Scheitern verurteilt.

Grob gesagt: Es gibt die Freiheitsliebenden und es gibt die Klammerer – und beide haben es oft schwer, sich dauerhaft zu binden. Die einen, weil sie schnell die Flucht antreten, die anderen, weil der Partner flüchtet. Beziehungsunfähig sind sie deswegen noch lange nicht. Dieser Begriff wird von Psychologen immer wieder kritisiert, denn Beziehungsunfähigkeit existiert in der menschlichen Psyche einfach nicht. Ganz im Gegenteil: Jeder Mensch hat in sich das Bedürfnis nach Liebe und Bindung verankert – sowohl Frauen als auch Männer. Mehr zu Beziehungstypen und wie Beziehungen funktionieren, findest Du in Jens Corssens Kurs "Wie Beziehungen gelingen".

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Bedürfnis nach Bindung ist angeboren

Die Anzahl der Singles steigt in der heutigen Zeit zunehmend an. Doch die meisten von ihnen würden eigentlich die Zeit viel lieber mit einem Partner verbringen. Das liegt daran, dass jedem Menschen das existenzielle Bedürfnis nach Liebe und Bindung angeboren ist. Genauso aber auch der Drang nach Autonomie und Freiheit. 

Diese Bedürfnisse bestimmen unser ganzes Leben, nicht erst in einer Partnerschaft. Die Bindung an die Mutter im Mutterleib über die Nabelschnur, der erste Schritt in die Freiheit bei der Entbindung, die Bindung an die Eltern als Kleinkinder, später immer größere Schritte in Richtung Autonomie – Liebe und Freiheit gehören immer untrennbar zusammen. 

Dass heutzutage so viele Beziehungen schon nach kurzer Zeit scheitern und immer mehr Menschen ein Leben als Single führen, hat also nichts damit zu tun, dass sie von Grund auf unfähig sind, eine Bindung einzugehen. Genauso unbegründet ist auch die oft schon panische Angst, durch eine Beziehung die persönliche Freiheit zu verlieren.

Hinter dem Phänomen der Bindungsunfähigkeit stecken meist völlig andere Probleme, die in der Vergangenheit begründet liegen und mit der aktuellen Situation gar nichts zu tun haben. Doch um diese vergangenen Erlebnisse oder Erfahrungen nicht erneut zu durchleben, projizieren wir sie auf die Gegenwart. Dabei kann der aktuelle Partner gar nichts dafür, dass das Elternhaus überfürsorglich war. Oder dass eine frühere Beziehung gescheitert ist und die Wunden in uns immer noch nicht verheilt sind.

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Beziehungsunfähig - was steckt wirklich dahinter?

Laut Forschung haben 30 bis 40 Prozent der Menschen einen „unsicheren Bindungsstil“, völlig unabhängig, welcher Generation sie angehören. Warum es mit einer langfristigen Bindung einfach nicht klappen will, kann viele psychologische Gründe haben. In der Regel stehen diese mit der eigenen Kindheit in Verbindung und nicht mit der gegenwärtigen Situation. Diese Ursachen können hinter einer Beziehungsunfähigkeit stecken:
 

1. Zu viel Druck

Ein Großteil der Singles hat das Problem, sich zu sehr eine Beziehung zu wünschen. Doch die verzweifelte Suche nach dem Partner fürs Leben kann oft genau das Gegenteil bewirken: Dass sich eine neue Bekanntschaft gedrängt fühlt oder dass immer wieder unpassende Partner ausgewählt werden. Dann liegt das Scheitern nicht an einer Beziehungsunfähigkeit, sondern vielleicht am zu großen Druck endlich einen Partner fürs Leben zu finden.
 

2. Ein geringes Selbstwertgefühl

Ein mangelndes Selbstwertgefühl bringt manche Menschen dazu, Angst vor einer Bindung zu entwickeln. Sie haben das Gefühl, nicht liebenswert genug zu sein und ohnehin keinen Partner halten zu können. Die Folge: Sie ziehen sich immer mehr zurück.
 

3. Gesellschaftliche Konventionen

Andere werden von der Denkweise getrieben, nur mit einem Partner überhaupt etwas wert zu sein, und stürzen sich immer wieder in eine Beziehung zu einem Partner, der nicht zu ihnen passt.
 

4. Erwartungsangst

Zu hohe Erwartungen an eine Partnerschaft, z.B. durch die vorgelebte „perfekte“ Ehe der Eltern, sind oft der Grund für das vorzeitige Scheitern einer Beziehung. Auch die Angst davor, der Partner habe zu hohe Erwartungen an einen selbst, kann einengen und zum Ausbruch aus der Beziehung führen.
 

5. Verlustangst

Die Angst vor dem Verlust des Partners kann ebenfalls ein Hinderungsgrund sein, sich auf eine Beziehung einzulassen. So paradox es auch klingt: Viele befürchten bereits am Anfang einer Beziehung, vom Partner verletzt oder verlassen zu werden. Um sich diesen Schmerz zu ersparen, schotten sie sich emotional ab und gehen auf Distanz, statt gemeinsam eine schöne Zeit zu erleben.
 

6. Angst, nicht mehr eigenständig zu sein

Ebenfalls weit verbreitet ist die Angst, in einer Partnerschaft die Autonomie zu verlieren. Selbstbewusste, eigenständige Menschen neigen gerne dazu, den eigenen Lebensstil als gesetzt anzusehen, in den sich ein Partner einfügen muss. Dann wird die Suche nach dem passenden Deckel zur Mission Impossible, denn ohne Kompromisse und eine gewisse Anpassung an den Partner funktioniert eine Beziehung einfach nicht.
 

7. Persönlichkeitsprobleme

Bei Menschen, die sich gerne unter dem Vorwand „beziehungsunfähig“ von einem Partner zum nächsten hangeln, ist häufig ein starker Unwille zu finden, sich mit der eigenen Psyche auseinander zu setzen. Bevor die Beziehung zu kompliziert wird und der Partner den wunden Punkt findet, verabschieden sie sich lieber schnell wieder. Dabei liegt auch hier oft ein Erlebnis aus der Vergangenheit zugrunde, dem sie sich nicht stellen wollen. Besonders problematisch sind Beziehungen mit Narzissten.
 

8. Bindungsangst

Und dann gibt es eben auch diejenigen, die eine Bindungsangst haben und eine Beziehung anfangs toll finden, doch sobald es zu Verbindlichkeiten kommt, treten sie den Rückzug an. Dazu reicht schon ein Besuch bei den Eltern des Partners, das Zusammenziehen in eine gemeinsame Wohnung oder der Gedanke an die Familienplanung. Bindungsangst ist oft der Grund dafür, wenn jemand vor der Hochzeit kalte Füße kriegt.

Was sind die Ursachen für Bindungsangst?

Die einen klammern also zu viel, die anderen wollen lieber mehr Distanz innerhalb der Partnerschaft. Das macht sie jedoch noch lange nicht unfähig, überhaupt eine Beziehung zu führen. Wer sich also einmal mit sich selbst befasst und über mögliche Ursachen nachdenkt, die eine feste Bindung an eine andere Person verhindern, kann an der Wurzel ansetzen. 

Oft liegt die eigene Denkweise gegenüber Beziehungen in der Kindheit begraben. Erlernte Glaubenssätze der Eltern und des gesellschaftlichen Umfelds können dabei die Einstellung gegenüber einer Beziehung beeinflussen. „Ich genüge dem Partner nicht“, „Ohne Partner bin ich nichts wert“, „Ich kann nur ohne Bindung frei sein“ oder „In der Beziehung kann ich nicht ich selbst sein“ prägen die Art und Weise, an eine Partnerschaft heranzugehen. Ebenso kann zu wenig oder auch zu viel Liebe der Eltern die spätere Beziehungsfähigkeit beeinflussen.

In der Kindheit erlernte Beziehungsmuster halten sich hartnäckig. Doch daran kannst Du arbeiten: Oft hilft bereits die Selbsterkenntnis, Dich aus einer neuen Perspektive heraus auf eine Beziehung einzulassen. Bei traumatischen Erlebnissen ist eine Therapie der richtige Schritt, mit der eigenen Vergangenheit aufzuräumen und Platz für die Gegenwart und einen lieben Menschen an Deiner Seite zu machen.

Bedenke dabei immer: Liebe und Freiheit müssen sich nicht ausschließen. Ein offenes Gespräch über die konkreten Gründe Deiner Bindungsangst geben dem Partner die Chance, Verständnis zu haben. Wer offen und ehrlich damit umgeht, muss nicht bei der ersten Panikattacke gleich die Flucht antreten, sondern schafft die Basis für eine wunderbare Partnerschaft.