Warum fällt uns Nein sagen so schwer?
Es ist eigentlich ganz einfach, und dennoch kommt uns dieses kleine Wort oft so schwer über die Lippen. Die Folge: Wir tun Dinge, die uns keinen Spaß machen und opfern Zeit, die wir anders gestalten könnten. Warum es vielen so schwer fällt, Nein zu sagen, und wie Du lernst, Deine eigenen Interessen öfter durchzusetzen, erfährst Du hier.
N E I N – so einfach kann es manchmal sein, uns selbst gegen andere zu behaupten und Dinge abzuweisen, die wir nur ungerne tun würden. Doch viele haben sich durch gesellschaftlichen Druck oder eigene hohe Erwartungen zum notorischen Ja-Sager entwickelt.
Kannst Du im Büro noch schnell die Ablage machen? Ja, kann ich. Kannst Du uns beim Umzug helfen? Ja, klar. Kannst Du beim Sommerfest der Schule wie jedes Jahr eine Aufgabe übernehmen? Ja, mach ich. Kannst Du, kannst Du kannst Du … Wer immer hilfsbereit für sämtliche Aufgaben zur Verfügung steht, wird schnell als selbstverständlich angesehen. Sich hier abzugrenzen fällt Hochsensiblen besonders schwer. Dabei kann uns ein Übermaß an Aufgaben, die wir nur ungerne tun, ganz schön stressen und unglücklich machen.
Auch im Alltag gibt es immer wieder Situationen, in denen wir eigentlich lieber Nein statt Ja sagen würden, uns aber nicht trauen. Warum wir dann oft gegen unseren Willen nachgeben und uns überreden lassen, kann folgende Ursachen haben:
1. Schlechtes Gewissen
Du fühlst Dich für das Wohlergehen Deiner Kolleginnen oder Freundinnen verantwortlich und hast sofort ein schlechtes Gewissen, wenn Du nicht gleich helfend einspringst? Doch in erster Linie ist jeder für sein Leben selbst verantwortlich und muss mit seinen eigenen Ressourcen zurechtkommen, wenn nicht gerade ein Notfall eingetreten ist.
2. Angst, nicht mehr gemocht zu werden
Du denkst, dass Dich andere nicht mehr mögen, wenn Du Ihnen nicht immer zur Verfügung stehst? Aber wie ist denn eine Person einzuschätzen, die ihre Zuneigung davon abhängig macht, dass man ihr einen Gefallen erweist? Eben.
3. Angst vor Konsequenzen
Wenn Du Kolleg:innen oder Deiner/m Vorgesetzten eine Bitte abschlägst, kann es sein, dass diese enttäuscht reagieren. Gerade Führungskräfte belohnen den Dauereinsatz gerne mit mehr Zuwendung und Lob - das kann natürlich nach einem Nein deutlich schmaler ausfallen. Aber um eine Überlastung zu vermeiden, solltest Du auch beim Chef Deine Grenzen ziehen.
4. Angst, als egoistisch zu gelten
Die Meinung anderer ist den meisten Menschen extrem wichtig. Kein Wunder, dass viele lieber Ja sagen bevor sie Gefahr laufen, dass man schlecht über sie spricht. Damit solltest Du aber umgehen lernen, sonst wirst Du im Gegenzug das Opfer von Menschen, die andere ständig beanspruchen. Man nennt sie auch Egoisten.
5. Das positive Gefühl, gebraucht zu werden
Empfindest Du es als sehr schmeichelhaft, immer wieder um einen Rat, einen Gefallen oder um Hilfe gebeten zu werden? Wirst Du gerne gebraucht? Das kann sich auch zum Helfersyndrom auswachsen. Meist stecken Minderwertigkeitsgefühle dahinter, wenn man ständig nach Anerkennung giert. Im schlimmsten Fall drohen Überlastung und Burnout - und meist wenig Unterstützung und Wertschätzung, wenn man selbst Hilfe braucht.
Solche Ursachen liegen meist in der Kindheit begraben, wenn wir gelernt haben, dass Ja sagen manchmal die einfachere Option ist. Während die meisten dieser Ängste jedoch oft unbegründet sind, kann Letzteres tatsächlich zum Problem werden. Denn wer sich gut dabei fühlt, sich für andere aufzuopfern, bleibt dabei gerne selbst auf der Strecke und läuft Gefahr, eines Tages unter Burnout zu leiden.