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Kalender Aktualisiert: 15. Apr 2024

Eigentlich sollten Eltern ihren Kindern ein behütetes, liebevolles Zuhause geben, in dem sie sich sicher fühlen und frei entfalten können. Doch nicht jedes Kind hat dieses Glück – und vielen wird erst wenn sie erwachsen sind klar, dass die Beziehung zu den Eltern toxisch ist.

 

Woran kann ich toxische Eltern erkennen?

Es gibt eindeutige Verhaltensweisen, an denen Du toxische Eltern erkennen kannst. Denn nicht jedes angespannte Verhältnis zu den Eltern ist auch tatsächlich toxisch und damit schädlich für Deine körperliche und mentale Gesundheit. Manchmal sind einfach die Persönlichkeiten oder Lebenseinstellungen der Eltern und Kinder zu unterschiedlich, weshalb es oft zu Reibereien kommt.

Ohnehin sind Streitereien selbst in glücklichen Familien hin und wieder unausweichlich. Gerade der Konflikt zwischen den Generationen gehört zum Erwachsenwerden dazu, ebenso das Austesten und Setzen von Grenzen.

Toxisch wird die Beziehung zu den Eltern erst, wenn physischer oder emotionaler Missbrauch stattfindet, wenn immer wieder Grenzen überschritten werden und Dein Selbstwertgefühl geringgehalten wird. Nicht immer geschieht das mit voller Absicht, manchmal haben die Eltern ihr Verhalten einfach von deren Eltern gelernt. Manchmal ist jedoch auch eine narzisstische Persönlichkeit die Ursache.

 

Typische Anzeichen für toxische Eltern

An diesen Anzeichen kannst Du erkennen, ob Deine Eltern toxisch sind:
 

1. Abwertung und Kritik

Du wirst ständig abgewertet und für alles, was Du tust, kritisiert. Nie bist Du gut genug, Deine Eltern vergleichen Dich immer mit anderen und geben Dir deutlich zu verstehen, wie enttäuscht sie sind. Vor allem Vergleiche mit den eigenen Geschwistern wie „Warum bist Du nicht wie Deine Schwester?“ sind für Kinder sehr verletzend und ein deutliches Warnsignal für ein ungesundes Eltern-Kind-Verhältnis.
 

2. Mangelndes Mitgefühl

Deine Eltern interessiert nur ihr eigenes Wohlbefinden und die Erfüllung der eigenen Bedürfnisse. Mitgefühl Dir gegenüber bringen sie nicht auf. Sie haben nie ein offenes Ohr für Dich und auch keine tröstenden Worte, wenn es Dir schlecht geht. Narzisstischen Persönlichkeiten mangelt es an Empathie für andere Menschen, da sie sich selbst als Mittelpunkt der Welt verstehen und nur sich selbst am nächsten sind.
 

3. Grenzüberschreitung

Nie wird Deine Privatsphäre respektiert. Deine Eltern missachten Deine persönlichen Grenzen und verhalten sich übergriffig. Sie tauchen unangekündigt in Deiner Wohnung auf und mischen sich ungefragt in Deine privaten Angelegenheiten ein.
 

4. Kontrolle

Dass Du Deinen eigenen Weg gehst, akzeptieren sie nicht. Sie kontrollieren Dich durch ständige Anrufe, verhindern, dass Du selbständig wirst und Dein eigenes Leben führst. Sie geben Dir das Gefühl, falsche Entscheidungen zu treffen und wollen Dein Leben in eine Richtung lenken, die sie sich vorstellen.
 

5. Manipulation

Toxische Eltern wissen genau, wie sie Dich manipulieren können und tun es auch. Sie verwickeln Dich in ihre Intrigen, wecken gezielt Dein schlechtes Gewissen oder erzeugen bewusst Schuldgefühle. 
 

6. Vertauschte Rollen

Da sich toxische Eltern nicht um Dich kümmern, von Dir jedoch immer die volle Aufmerksamkeit einfordern, übernimmst Du die Rolle der Eltern. Du sorgst dafür, dass es Ihnen gutgeht, machst ihnen alles recht und übernimmst auch Deine eigene seelische Unterstützung. Elterliche Fürsorge erfährst Du von ihnen nie.

 
Für toxische Eltern bist Du oft nur ein Spielball oder ein Accessoire, um gesellschaftlich anerkannt zu sein. Durch Dich wollen sie ihre eigenen unerfüllten Träume verwirklichen, ohne zu hinterfragen, ob auch Du diese Träume leben möchtest.

Deine Gefühle und Wünsche interessieren sie nicht, zu sehr setzen sie die eigenen Bedürfnisse in den Vordergrund. Leidet ein Elternteil unter einer narzisstischen Persönlichkeitsstörung, kann das Verhältnis besonders angespannt und schädlich sein.

Mach Dein Glück nicht von Deinen Eltern abhängig

Als Kinder übernehmen wir Verantwortung für unsere Eltern und passen uns unserem familiären Glücksrahmen an. Wir glauben dann, dass uns selbst auf keinen Fall mehr Glück als unseren Eltern zusteht. In dieser Übung lernst Du Deinen persönlichen Glücksrahmen zu erweitern.

 

Wie geht man mit einer toxischen Familie um?

Der Umgang mit einer toxischen Familie ist nicht leicht und kostet viel Kraft. Denn natürlich wünschst Du Dir ein gutes, liebevolles Verhältnis zu Deinen Eltern, schließlich bist Du ein Teil von ihnen und die familiären Bande lassen sich nicht wie in einer Beziehung einfach kappen.

Durch eine narzisstische Persönlichkeitsstörung oder andere psychische Erkrankung ist es manchen Menschen einfach nicht möglich, Liebe zu geben und Empathie für andere Menschen zu empfinden – nicht einmal für die eigenen Kinder.

Kannst Du jedoch ein sachliches Gespräch auf Augenhöhe mit Deinen Eltern führen und ihnen ihr verletzendes Verhalten bewusst machen, können Dir folgende Tipps den Umgang erleichtern:


1. Emotionale Distanz schaffen

Ein wichtiger Schritt ist es, emotionale Distanz zu den Eltern oder dem toxischen Elternteil aufzubauen. Das ist gleichzeitig auch der schwierigste Schritt, denn es ist Dein natürliches Bedürfnis, Dir die Zuneigung Deiner Eltern zu wünschen. Allerdings musst Du Dir klar vor Augen führen: Leider ist euer familiäres Verhältnis nicht so, wie es sein sollte. Und je mehr Du emotional darunter leidest, umso mehr schadet Dir dieses toxische Verhältnis. Löse Dich also von der Wunschvorstellung von der heilen Familie und akzeptiere die Realität. Am besten suchst Du Dir therapeutischer Unterstützung für diesen Schritt.


2. Selbstwertgefühl stärken

Deine Eltern haben durch ihre ständige Abwertung, Kritik und Manipulation dafür gesorgt, dass Du ein sehr geringes Selbstwertgefühl entwickelt hast. Das gilt es nun dringend aufzubauen. Du bist mit all Deinen Stärken und Schwächen eine wertvolle, liebenswerte Persönlichkeit und es liegt nicht an Dir, dass Deine Eltern das nicht anerkennen.


3. Grenzen setzen

Mit einem gestärkten Selbstwertgefühl gelingt es Dir, für Deine Bedürfnisse einzustehen und Deinen Eltern klare Grenzen zu setzen. Sag Ihnen: Bis hierhin und nicht weiter! Verteidige Deine Grenzen konsequent, auch wenn es viel Kraft kostet und zu Konfrontationen führt.


4. Kontakt reduzieren

Beschränke den Kontakt auf das Nötigste oder lege immer wieder längere Kontaktpausen ein, wenn Du merkst, dass Dir Deine Eltern nicht guttun.


In manchen Fällen, beispielsweise bei körperlichem und emotionalem Missbrauch, bleibt nur noch der Kontaktabbruch. Lassen Deine Eltern absolut nicht mit sich reden, weigern sie sich, ihr Verhalten zu reflektieren, machen sie Dir weiterhin Vorwürfe und geben Dir die alleinige Schuld an dem gespaltenen Verhältnis, solltest Du den Kontakt komplett abbrechen, um Dich selbst zu schützen.

So schwer es Dir fallen mag: Manchmal ist es die einzige Möglichkeit, um Dir ein selbstbestimmtes und glückliches Leben zu ermöglichen. Bei dem drastischen Schritt kann Dir eine Therapeutin oder ein Therapeut helfen, die Emotionen zu verarbeiten.