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Kalender Aktualisiert: 16. Oct 2023

Was ist emotionaler Missbrauch?

Unter emotionalem Missbrauch versteht man psychische Gewalt, die auf der zwischenmenschlichen Gefühlsebene stattfindet. Ständige Beleidigungen, verbale Verletzungen, emotionale Erpressung, Manipulation, Liebesentzug, Einschüchterung oder Mobbing sind ernstzunehmende Anzeichen für einen emotionalen Missbrauch oder emotionale Misshandlung und sollten nicht länger erduldet werden.

Psychische Gewalt spielt sich oft lange im Verborgenen ab und kann schwerwiegende Folgeschäden an der Seele eines Menschen hinterlassen. Betroffene leiden nach jahrelangem Missbrauch oft ein Leben lang unter psychischen Störungen oder Traumata.

Emotionaler Missbrauch kommt häufig vor und wird oft nicht als solcher erkannt. Das Verhältnis zwischen Eltern und Kindern kann von emotionalem Missbrauch geprägt sein, ebenso häufig findet er in Beziehungen, am Arbeitsplatz oder im Freundeskreis statt. Viele Betroffene sind keinen anderen Umgang gewöhnt oder lassen sich aus Liebe psychisch misshandeln.

 

Emotionaler Missbrauch durch Narzissten

Beziehungen mit Narzissten sind meist von emotionalem Missbrauch geprägt. Menschen mit einer narzisstischen Persönlichkeitsstörung manipulieren ihre Partner durch Schuldzuweisungen, um sich selbst in der Opferrolle zu sonnen. Sie kontrollieren jeden Schritt und sind extrem eifersüchtig, um ihre Macht zu demonstrieren.

Durch Erniedrigungen fühlen sie sich überlegen. Eine solche toxische Beziehung basiert nicht auf gegenseitigem Respekt und echter Zuneigung, sondern auf einem Machtspiel, bei dem der eine die Regeln aufstellt und der andere sich danach zu richten hat. Darunter leidet die Seele des unterdrückten Partners. Jedoch erkennen viele vor Liebe nicht, wie sehr sie emotional missbraucht und manipuliert werden.

 

Woran erkenne ich emotionalen Missbrauch?

Emotionaler Missbrauch ist für Außenstehende schwer zu erkennen, da er häufig hinter verschlossenen Türen stattfindet. Oft ist nicht einmal den Betroffenen selbst bewusst, dass sie emotional misshandelt werden. Deshalb hier die wichtigsten Anzeichen, die auf psychische Gewalt hindeuten:
 

1. Beleidigungen

Dauernd wirst Du von der anderen Person beleidigt. Diese Beleidigungen können auch nur ganz beiläufig geäußert werden oder als Witz verpackt sein. Wenn Dein Partner damit ständig Deinen wunden Punkt trifft und Dich auch mit seinen vermeintlichen Späßen verletzt, findet emotionaler Missbrauch statt.
 

2. Liebesentzug als Bestrafung

Du hast etwas nicht nach den Erwartungen einer anderen Person erfüllt und wirst von ihr zur Strafe ignoriert. Du bist nicht wie vereinbart pünktlich zu Hause gewesen, deshalb redet Dein Partner nicht mehr mit Dir. Wegen Deines unerwünschten Verhaltens wirst Du durch Missachtung gestraft. Kommt es immer wieder zu Liebesentzug oder Entzug der Aufmerksamkeit als Bestrafung auf Dein „Fehlverhalten“, ist das emotionaler Missbrauch.
 

3. Ständige Kontrolle

Dein Partner will immer wissen, wo Du bist, was Du machst und wer dabei ist. Bist Du alleine oder mit Freunden unterwegs, kommen ständig Nachrichten. Antwortest Du nicht sofort, hängt der Haussegen schief. Du darfst nicht anziehen, was Du willst. Du darfst Deine Freunde nicht ohne seine Erlaubnis treffen. Deine Finanzen werden kontrolliert und du musst Dich für alles rechtfertigen.
 

4. Emotionale Erpressung

„Wenn Du das tust, verlasse ich Dich“, „Wenn Du mich wirklich liebst, würdest Du das nicht tun“ oder im schlimmsten Fall sogar „Wenn Du mich verlässt, bringe ich mich um“ sind typische Sätze einer emotionalen Erpressung. Dadurch versucht die andere Person, bei Dir Schuldgefühle zu erzeugen und Dein Handeln zu manipulieren.
 

5. Schuldzuweisungen

Du bist immer an allem Schuld. Du allein bist für das Unglück der anderen Person verantwortlich, die sich selbst gerne als Opfer Deines Fehlverhaltens inszeniert. Selbst Verantwortung zu übernehmen, ist ihr völlig fremd. Tatsachen werden verdreht oder gar ganze Lügengeschichten erfunden, um die Schuld von sich zu weisen. Läuft etwas schief, sind immer die anderen zu unfähig.
 

6. Öffentliche Demütigung

Du wirst vor anderen Menschen kritisiert und gedemütigt. Die andere Person macht sich in der Öffentlichkeit über Deine Schwächen lustig, macht Witze auf Deine Kosten oder verrät peinliche Details, die niemanden etwas angehen. Du wirst ständig mit anderen verglichen, die angeblich besser, schöner, talentierter sind als Du.
 

7. Überheblichkeit

Deine Erfolge werden kleingeredet, Deine Stärken nicht wertgeschätzt. Stattdessen begegnet Dir Dein Partner mit Überheblichkeit und macht sich über Dich lustig. Er ignoriert Deine Gefühle, nimmt Dich nicht ernst und hält Dich für überempfindlich, wenn Du Dich durch seine abwertenden Äußerungen verletzt fühlst.
 

8. Wutausbrüche

Du wagst es, eine eigene Meinung zu haben oder dem Partner zu widersprechen? Dann folgt sofort ein aggressiver Wutausbruch, der Dich einschüchtert. Schon auf die kleinste Kritik gibt es eine übertriebene Reaktion mit Drohungen, die Dich zum Schweigen bringen sollen.

 

Was kann ich gegen emotionalen Missbrauch tun?

Gegen emotionalen Missbrauch hilft vor allem eins: Löse Dich von den Menschen, die Dich missbrauchen. Das ist oft kein leichter Schritt, wenn familiäre Verbindungen bestehen oder Dir eine finanzielle oder emotionale Abhängigkeit ein selbstbestimmtes Leben schwer macht.

Sprich mit vertrauten Personen darüber. Wende Dich an eine Selbsthilfegruppe. Nimm therapeutische Hilfe an, um die seelischen Verletzungen, die durch den emotionalen Missbrauch entstanden sind, zu heilen. Du bist bei Weitem nicht alleine, denn emotionaler Missbrauch kommt häufiger vor als Du denkst.

An den genannten Anzeichen erkennst Du auch emotionalen Missbrauch in anderen zwischenmenschlichen Beziehungen. Vielleicht wurdest Du als Kind von den Eltern durch Liebesentzug bestraft oder emotional erpresst. Vielleicht wirst Du von Freunden manipuliert oder von Kollegen gemobbt.

Je länger der emotionale Missbrauch andauert, umso mehr zweifeln die Betroffenen an ihrer eigenen Wahrnehmung. Sie fühlen sich zu Hause unwohl und sind ständig auf der Hut, nichts falsch zu machen. Ein selbstbestimmtes, freies Leben wird dadurch unmöglich. Fand der Missbrauch bereits in der Kindheit statt, leiden Betroffene auch später noch unter einem geringen Selbstwertgefühl, Angstzuständen, psychischen Störungen oder Depressionen.

 

Welche Folgen kann emotionaler Missbrauch haben?

Psychische Gewalt kann ebenso schwerwiegende Folgen haben wie physische Gewalt. Wenn jemand länger emotionaler Misshandlung ausgesetzt ist, können sich folgende Leiden entwickeln:

  • sozialer Rückzug
  • verringertes Selbstwertgefühl
  • Schlafstörungen
  • Essstörungen
  • Konzentrations- und Leistungsschwierigkeiten
  • Ängste
  • Depressionen

Emotionaler Missbrauch ist im Übrigen in sehr schweren Formen strafbar. Er kann unter bestimmten Umständen den Tatbestand der Nötigung erfüllen oder bei Kindern und Jugendlichen eine Misshandlung von Schutzbefohlenen darstellen. Wichtig ist nicht wegzuschauen, wenn Du merkst, dass jemand in Deinem Umfeld Opfer psychischer Gewalt ist. Im schlimmsten Fall kannst Du sogar die Polizei einschalten.