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Kalender Aktualisiert: 17. Oct 2023

Wie beeinflusst die Psyche den Körper und kann sich unsere Körperhaltung auch auf unsere mentale Verfassung auswirken? Laut Embodiment-Forschung besteht ein Zusammenspiel zwischen Körper und Geist, und das kannst Du für Dein eigenes Wohlbefinden aktiv in eine positive Richtung lenken.

 

Was ist Embodiment?

Embodiment heißt übersetzt „Verkörperung“ und bezeichnet das Zusammenspiel von Körper und Geist. Dass beides miteinander im Einklang sein sollte, um ein gesundes und glückliches Leben zu führen, ist in alten Lehren wie Ayurveda und TCM schon seit Jahrtausenden bekannt.

Doch erst jetzt in Zeiten von Burnout und allgemeiner Überforderung mit dem immer schnelleren Lebensstil kehrt das Wissen um die innere Balance zurück in den Fokus. Denn der Körper kann noch so fit und gesund sein: Wenn die Seele leidet, geht es uns schlecht – und das tragen wir durch unsere Körperhaltung auch nach außen.

Die Embodiment-Forschung befasst sich intensiv mit den Wechselwirkungen zwischen Psyche und Körper. Denn alles, was wir erleben, speichern wir nicht nur in unserem Gehirn ab, sondern auch in unseren Körperzellen.

Sogenannte somatische Marker können unsere Körperhaltung beeinflussen, unter anderem durch die Stellung der Gelenke oder die Muskelspannung. Durch Stress verspannen beispielsweise viele Menschen automatisch den Nacken oder pressen den Kiefer fest zusammen.

Das Ganze geht laut Embodiment-Forschung jedoch auch andersherum: Unsere Körperhaltung kann unsere Emotionen positiv beeinflussen und damit auch unsere mentale Gesundheit verbessern.

 

Wie beeinflusst die Seele den Körper?

Die Seele beeinflusst den Körper ganz unbewusst. Deshalb bleibt vielen Menschen mit Erkrankungen auch lange Zeit verborgen, dass die Lösung zur Genesung nicht in der körperlichen Gesundheit zu finden ist, sondern in der seelischen. Ein paar Beispiele, die Dir zeigen, wie Körperhaltung und Seele zusammenhängen:

  • Du bist im Urlaub in einem wunderschönen Hotel mit Balkon und Meerblick. Du wachst am Morgen erholt auf, trittst auf den Balkon, schaust der aufgehenden Sonne entgegen und könntest vor Glück die Welt umarmen. Das äußert sich durch eine aufrechte Körperhaltung, Dein Kinn ist leicht gehoben, Du breitest die Arme aus. Glückgefühle und Zufriedenheit zeigen sich also auch in Deiner Körperhaltung.
     
  • Du hast gerade viel Stress in der Arbeit. Alles wächst Dir über den Kopf, Du fühlst Dich von den Vorgesetzten nicht wertgeschätzt. Dein Körper reagiert darauf mit einer gekrümmten Haltung, Du lässt die Schultern nach vorne hängen, Du ziehst den Kopf ein.


Seelischer Schmerz, eine Belastung der Psyche oder einfach nur ein erschöpfter Geist äußern sich also durch eine eingesunkene Körperhaltung. Bei guter Laune und Glücksgefühlen richten wir uns hingegen auf. Das geschieht völlig unbewusst.

Nun stellt sich die Wissenschaft die Frage: Wenn die Seele die Körperhaltung beeinflusst, funktioniert das auch umgekehrt? Wirkt sich eine aufrechte Körperhaltung auch positiv auf das psychische Wohlbefinden aus? Die Antwort lautet: Ja! Durch gewisse Übungen kannst Du durch Haltung, Gestik und Mimik Deine Stimmung beeinflussen.

So wirst Du durch eine eingesunkene Körperhaltung immer müder und lustloser, während die Aufrichtung des Körpers Deinem Gehirn einen Energieschub vermittelt und Deinen Geist wach macht.

Ein bekannter Embodiment-Versuch ist das Bleistiftexperiment des Sozialpsychologen Fritz Strack aus dem Jahr 1988. Er bat eine Versuchsgruppe einen Bleistift mit den Zähnen festzuhalten, ohne ihn mit den Lippen zu berühren.

Diese Haltung aktiviert die Gesichtsmuskulatur ähnlich wie bei einem Lächeln. Die Versuchsgruppe empfand einen Comic als wesentlich lustiger als die Vergleichsgruppe, die den Comic ganz ohne Bleistift zu sehen bekam. Das bestätigte: Die Mimik wirkt sich direkt auf die Emotionen aus.

Warum ist Embodiment so empfehlenswert?

Wer ein gesundes Verhältnis zu seinem Körper hat, auf dessen Signale hört und achtsam mit ihm umgeht, fühlt sich meist auch zufriedener und vitaler. Ein gutes Körpergefühl hängt also stark mit unserem Wohlbefinden zusammen.

Dieses Körpergefühl und der achtsame Umgang mit den Bedürfnissen des Körpers ist vielen jedoch abhandengekommen. Durch Embodiment kannst Du wieder zurück zu Dir selbst finden.

Spezielle Übungen helfen Dir, Deinen Körper wieder wahrzunehmen, zu spüren, was eine aufrechte Haltung mit Dir macht, welche Wirkung schon ein kleines Lächeln auf Deine Stimmung hat. Durch Embodiment veränderst Du nicht nur Deine Selbstwahrnehmung, sondern auch Deine Außenwirkung auf andere.

Denn wer aufrecht, mit gehobenem Blick und einem Lächeln im Gesicht durchs Leben geht, wirkt automatisch offen, freundlich, zugewandt und interessiert. Embodiment kann Dir mentale Stärke verleihen, Dir neue Energie geben und Dich auf schwierige Situationen vorbereiten.

Hältst Du mit hängenden Schultern einen Vortrag, strahlst Du Unsicherheit aus, die sich auch auf Deine Psyche überträgt. Trittst Du hingegen mit aufrechter Haltung und einem Lächeln vor die Gruppe, wirst Du nicht nur als kompetenter wahrgenommen, Du fühlst Dich auch selbstbewusster.

 

Was sind Embodiment Übungen für den Alltag?

Es gibt ein paar ganz simple Embodiment-Übungen, die Du in den Alltag einbauen kannst:

1. Lächeln

Es ist eine einfache, aber sehr wirkungsvolle Übung. Alles, was Du tun musst, ist lächeln. Das Hochziehen der Mundwinkel aktiviert eine Vielzahl an Gesichtsmuskeln und weckt sofort positive Gefühle in Dir. Auch lautes Lachen oder ein kleines Tänzchen fördern die Serotoninausschüttung und machen glücklich.

 

2. Aufrichten

Bestimmt schaust auch Du öfter auf Dein Smartphone als es unbedingt nötig wäre. Viele tun das, und bemerken gar nicht, wie dabei die Körperhaltung immer weiter in sich zusammensackt. Wenn Du das nächste Mal zum Handy greifen willst, erinnere Dich daran: Eine aufrechte Haltung fördert Dein Wohlbefinden, während das Senken des Kopfes Deiner Psyche signalisiert, dass es Dir nicht gutgeht. Du hast es also selbst in der Hand – und solltest Dein Smartphone öfter einfach liegen lassen. Auch in Stresssituationen hilft es Dir, Dich einfach aufzurichten, den Kopf zu heben und den Brustkorb zu öffnen. Dadurch wird Dein Geist sofort wacher und Du kannst wieder klarer denken.

 

3. Bewegen

Der Körper braucht Bewegung, um gesund und funktionsfähig zu sein. Deshalb bewege Dich regelmäßig, und zwar in jede mögliche Richtung. Drehe den Oberkörper nach rechts und links, strecke die Arme aus, ziehe Dich in die Länge, rolle den Oberkörper nach vorne tief und wieder nach oben. Je flexibler Dein Körper ist, umso flexibler ist auch Dein Geist. Und je mehr Du Dich bewegst, umso besser wird Dein Körpergefühl.


Für den Einstieg empfiehlt sich ein Kurs unter professioneller Anleitung. Dadurch lernst Du Deinen Körper besser wahrzunehmen und bekommst ein Gefühl dafür, wie Deine Körperhaltung mit Deiner Stimmungslage zusammenhängt. Durch Yoga und Achtsamkeitsübungen stellst Du die Verbindung zwischen Körper und Gehirn her und lernst, das Wechselspiel positiv zu nutzen.