Kalender 7 Minuten
Kalender Aktualisiert: 26. Mar 2024

Hochsensibilität: Wie Du die Symptome erkennst und damit umgehst

Normaler Straßenlärm ist Dir schon zu laut und blinkende Lichter machen Dich wahnsinnig? Wenn Du auf andere Menschen triffst, weißt Du sofort, wie es ihnen geht? Dann könnte es sein, dass Du zu den wenigen Menschen gehörst, die hochsensibel sind. Was Hochsensibilität ist und wie Du sie erkennen kannst, erfährst Du in diesem Beitrag.

 

Hochsensibilität – was ist das?

Von Hochsensibilität betroffen sind geschätzt 20 Prozent der Bevölkerung. Hochsensible Personen nehmen Reize aus der Umwelt stärker wahr als andere. Sie reagieren empfindlich auf Licht, Geräusche und Gerüche und leiden schnell unter einer Reizüberflutung, wenn der Alltagslärm zu laut ist, ständig irgendwo ein Handy klingelt und die Menschen drumherum laut miteinander sprechen. Große Menschenansammlungen bei Konzerten oder Festlichkeiten bedeuten für sie oft mehr Stress als Vergnügen. Sie suchen lieber die Ruhe und versuchen, sich von den äußeren Reizen abzuschotten.

Auf der anderen Seite haben sie jedoch auch die Gabe, sich besonders gut in andere Menschen hineinversetzen und deren Emotionen nachvollziehen zu können. Man bezeichnet sie deshalb auch als feinsinnig und feinfühlig. Empathie ist ihre große Stärke und sie können die Stimmung der anderen schneller erfassen.

Hochsensibilität in der Forschung

Der Begriff der Hochsensibilität wurde in den 90er Jahren von der amerikanischen Psychologin Elaine Aron geprägt und beschreibt keine Krankheit, sondern einfach eine Besonderheit der Reizverarbeitung im Nervensystem. Hochsensibilität gilt als Charaktereigenschaft, die man nicht ablegen, jedoch sehr wohl positiv einsetzen kann.

Elaine Aron konnte zeigen, dass sich die Charaktereigenschaft Hochsensibilität eindeutig von Schüchternheit und Introversion unterscheidet (etwa 30% der Hochsensiblen sind extrovertiert!). Wenn eine hochsensible Person allerdings eine schwierige Kindheit durchlebt hatte, wurde häufiger eine Neigung zu Neurotizismus und Introvertiertheit beobachtet.

Elaine Aron legte folgende Kriterien als Indikatoren für die Ausprägung von Hochsensibilität fest:

  • D - Depth of Processing (Verarbeitungstiefe von Informationen)
  • O - Easily Overstimulated (Schnelleres Erreichen der persönlichen Reizschwelle)
  • E - Emotional Reactivity and High Empathy (Emotionale Berührbarkeit)
  • S - Sensitivity to Subtle Stimuli (Bewusstsein und Wahrnehmung von Feinheiten)

Mehrere Forschungsgruppen stellten fest, dass die Entwicklung von hochsensiblen Kindern viel stärker (positiv wie negativ) von Faktoren wie Familiensituation, Erziehung und Umfeld abhängt. Das bedeutet, dass Hochsensible, die unter ungünstigen Bedingungen aufwachsen, ein höheres Risiko für psychische Krankheiten bergen. Dagegen entwickeln sich hochsensible Kinder, die ein positives und unterstützendes soziales Umfeld haben, überdurchschnittlich gut.

Wie kann ich Hochsensibilität erkennen?

In den meisten Fällen ist die besondere Begabung angeboren, doch sie kann sich auch erst im Erwachsenenalter entwickeln. Bei Kindern äußert sich Hochsensibilität durch zurückhaltendes Verhalten. Hochsensible Kinder sind meist schüchtern, introvertiert und beschäftigen sich lieber mit sich alleine, statt mit Freunden herumzutoben.

Falls Du Dich nun fragst, ob auch Du eine HSP bist, kannst Du Dir gleich noch weitere Fragen stellen:

  • Nimmst Du Schmerzen sehr stark wahr?
  • Findest Du Geräusche, Gerüche oder helles Licht oft als störend oder gar unerträglich?
  • Erkennst Du schnell, wie sich andere Menschen fühlen?
  • Hast Du einen starken Gerechtigkeitssinn?
  • Kannst Du gut zuhören?
  • Fühlst Du Dich häufig erschöpft und überfordert?
  • Erledigst Du Aufgaben sehr sorgfältig, gewissenhaft und gründlich?
  • Folgst Du oft Deiner Intuition und kannst Deinem Bauchgefühl blind vertrauen?
  • Denkst Du vorausschauend und kannst Zusammenhänge schnell erkennen?
  • Kannst Du Dich besser auf Deine Arbeit konzentrieren, wenn Du ungestört bist?
  • Multitasking ist nicht Dein Ding?
  • Meidest Du Konflikte und bevorzugst Harmonie?
  • Kannst Du gut reflektieren?
  • Kriegst Du schnell schlechte Laune, wenn Du Hunger hast?
  • Bist Du lieber alleine zu Hause, statt mit Freunden auf eine Party oder ein Konzert zu gehen?
  • Fühlst Du Dich im Großstadtrummel schnell überfordert?
  • Strengt Dich der Kontakt zu anderen Menschen schnell an?
  • Leidest Du unter Heuschnupfen oder reagierst auf Umweltreize wie Rauch oder Ozon?
  • Bist Du nachdenklich und introvertiert?
  • Bist Du kreativ?
  • Bist Du sehr schreckhaft?
  • Hast Du Prüfungsangst oder wirst Du nervös, wenn andere Dir bei der Arbeit zusehen?

Je öfter Du auf die Fragen mit Ja antworten würdest, umso höher ist die Wahrscheinlichkeit, dass Du hochsensibel bist. Nicht alle Symptome treffen gleichermaßen zu, doch wenn Du starkes Mitgefühl für andere Lebewesen empfindest und von äußeren Reizen schnell gestresst bist, könntest Du Teil des erlesenen Kreises der Hochsensiblen sein.

Außerdem sind die Symptome der Hochsensibilität unterschiedlich ausgeprägt. Während die einen stärker auf eine laute Geräuschkulisse reagieren, kommen andere mit starken Gerüchen nicht klar. Und wieder andere können äußere Reize gut ertragen, werden jedoch von den Emotionen ihrer Mitmenschen stark unter Stress gesetzt.

6 Tipps wie Du mit Hochsensibilität umgehen kannst

Oft stehen Betroffene vor der Frage: Ist die Hochsensibilität mehr Fluch oder Segen? Wie Du an den unterschiedlichen Symptomen schon erkennen kannst, ist nicht alles daran schlecht. Sogar ganz im Gegenteil! Denn grundsätzlich ist Hochsensibilität eine tolle Eigenschaft, die viele Berufe, die auf Empathie basieren, erst ermöglicht.

Wer hochsensibel ist, sollte sich also glücklich schätzen, zu den wenigen zu gehören, die diese besonderen Fähigkeiten haben. Wie Du Deine besondere Superkraft nutzen kannst, erfährst Du genauer in unserem Kurs "Schutz und Stärkung für Hochsensible".

Leider nehmen Außenstehende hochsensible Menschen gerne als kompliziert und ungesellig wahr. Doch wenn Du weißt, wie Du mit Deiner Empfindlich- und Empfindsamkeit umgehen kannst, fällt Dir das Leben mit der Hochsensibilität wesentlich leichter. Hier sind 6 Tipps für dich:
 

1. Akzeptiere das Anderssein

Hochsensible richten sich oft nach der breiten Masse und versuchen, sich anzupassen. Dabei leiden sie jedoch mehr unter der Situation, als dass es sie glücklich macht. Deshalb ist es wichtig, zu akzeptieren, dass Du eben andere Bedürfnisse hast und Dinge anders empfindest. Du brauchst mehr Ruhe als andere? Das ist völlig in Ordnung. Nimm Dir die Ruhe und Zeit, die Du brauchst, ohne Dich komplett zurückzuziehen. Authentisch und man selbst sein, gibt nicht nur Selbstbewusstsein, sondern auch eine gewisse Klarheit im Leben.
 

2. Lerne Dich selbst zu lieben

Oft kommt hochsensiblen Menschen die Selbstliebe abhanden, vor allem, wenn sie nichts von ihrer Veranlagung wissen. Dann leben sie dauerhaft gegen ihre Bedürfnisse, weil sie versuchen, sich der Norm anzupassen. Doch Du bist gut, so wie Du bist. Dass Du intensiver auf Reize ansprichst als die anderen, ist keine Schwäche, sondern ein Teil Deiner Persönlichkeit, für den Du Dich nicht schämen musst.
 

3. Lerne Entspannungstechniken

Meditation, Yoga oder Autogenes Training helfen Dir, Deine Belastungsgrenze zu erhöhen. Das regelmäßige Üben von Entspannungstechniken macht Dich stressresistenter und Du fühlst Dich nicht mehr so schnell überfordert, wenn Lärm, Menschen und die täglichen Aufgaben auf Dich einprasseln. Hier findest Du eine Meditation zum Krafttanken.

Sofortige Entspannung liefert Dir die Konzentration auf Deinen Atem. Du kannst sehr leicht Atemtechniken üben, die Dich wieder in Deine Mitte bringen. Das Praktische: Auf diese Übung kannst Du immer und überall zugreifen.
 

4. Nimm die Herausforderung an

Vielleicht bist Du bisher aus lauten Räumen geflüchtet, hast die Innenstadt gemieden und wolltest den Urlaub lieber daheim verbringen. Doch je mehr Du stressauslösende Situationen meidest, umso sensibler reagierst Du auf die Reize. Deshalb sei mutig und stelle Dich der Herausforderung, ohne Dich zu überfordern.

Geh auf eine Party und gönne Dir am Tag danach eine Ruhepause. Fahr zum Einkaufen in die Stadt und genieße danach einen ruhigen Abend. Mit ausreichend Ruhe als Ausgleich kannst Du solche Situationen besser meistern.
 

5. Nutze Deine Gabe

Auf der einen Seite kannst Du lernen, mit den Stressfaktoren besser umzugehen. Auf der anderen Seite solltest Du aber auch Dein besonderes Potenzial entfalten. Denn Deine Feinsinnigkeit ist eine wahre Gabe, die Du vielfältig positiv nutzen kannst. Lass Deiner Kreativität freien Lauf und werde künstlerisch aktiv. Vielleicht kannst Du Dein Hobby sogar zum Beruf machen.

Wenn Du Dich lieber sozial engagierst, kannst Du vielen Menschen Gutes tun. Ein therapeutischer Beruf wäre dann ideal für Dich. Oder Du hast ein besonders feines Näschen oder einen ausgeprägten Geschmackssinn? Warum dann nicht in der Parfümbranche oder als Koch arbeiten? Finde Deine Berufung und mach, was Dir Spaß und Freude bereitet, statt Deine einzigartigen Fähigkeiten bei einem langweiligen Bürojob verkümmern zu lassen.


6. Gehe in die Natur

Viele hochsensible Menschen schöpfen sehr viel Kraft aus der Natur. Sie können in der Stille, zum Beispiel im Wald, inneren Stress abbauen und sich mit der Natur verbunden fühlen. Wenn Du in der Stadt lebst, dann suche Dir einen Lieblingsplatz, der möglichst natürlich und still ist und den Du leicht aufsuchen kannst. Hier kannst Du wieder auftanken. Umgib Dich möglichst oft mit Blumen, Pflanzen oder natürlichen Materialien. Auch das kann Dir ein Gefühl von Verwurzelung schenken.

 

Vergiss nicht: Als HSP kannst Du Dinge, die andere niemals lernen können. Deshalb sei stolz darauf und gestalte Dir Dein Umfeld so, dass es Deinen Bedürfnissen entspricht. Wenn Du Deine Begabung dann noch positiv einsetzen kannst, steht Deinem Lebensglück mit Hochsensibilität nichts mehr im Weg.

Bist Du hochsensibel? Sylvia Harke erklärt es in ihrem Video:

An diesen vier Merkmalen kannst Du Deine Hochsensibilität erkennen. Sieh es Dir jetzt an.