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Kalender Aktualisiert: 14. Mar 2024

Die zwei Seiten der Selbstkritik

Jeder Mensch ist selbstkritisch. Immer wieder meldet sich die innere Stimme und äußert Bedenken, Zweifel oder übt Kritik an Dingen, die nicht so gut gelaufen sind. Selbstkritisch zu sein bedeutet, zu reflektieren, um besser zu werden und im Leben voranzukommen. Selbstkritik ist also grundsätzlich nicht verkehrt, sofern sie konstruktiv bleibt, Dich nicht in Deinem Handeln einschränkt und nicht jede Kleinigkeit abwertet.

Hält Dich Deine Selbstkritik jedoch davon ab, Projekte überhaupt erst anzupacken, Deine Träume zu verwirklichen oder redet er Dich permanent klein, dann ist es höchste Zeit, etwas dagegen zu tun. Job, Familie, Aussehen – nie kannst du es Deinem inneren Kritiker rechtmachen. Er sagt Dir immer wieder: Du schaffst das nicht, andere sind besser als Du, Du bist nicht attraktiv genug.

Doch nichts davon ist wahr, nichts davon entspricht der Realität, deshalb schenke ihm ab jetzt keine allzu große Beachtung mehr. Denn wer zu selbstkritisch ist, läuft schnell Gefahr, sein Selbstwertgefühl zu verlieren und sogar in Selbsthass abzudriften.

Warum bin ich so selbstkritisch?

Ursachen für destruktive Selbstkritik können sein:

  • sehr hohe Ansprüche der Eltern seit der Kindheit
  • zu hohe Ansprüche an sich selbst
  • ständige Kritik aus dem sozialen Umfeld
  • geringes Selbstwertgefühl

Häufig reichen die Wurzeln für destruktive Selbstkritik bis in die Kindheit zurück. Wird Dir von den Eltern oder von Außenstehenden immer wieder Kritik entgegengebracht, beginnst Du irgendwann, an Deinen eigenen Fähigkeiten zu zweifeln. Das kann eine Negativspirale in Gang setzen, die Deine Selbstzweifel zunehmend schürt und Dein Selbstvertrauen schwinden lässt.

Was kann ich tun, wenn ich zu selbstkritisch bin?

Hast Du das Gefühl, zu selbstkritisch zu sein, und würdest Deinen inneren Kritiker gerne zum Schweigen bringen? Dann helfen Dir die folgenden Tipps:
 

1. Erkenne Deine Denkmuster

Um zu erkennen, wann Du zu selbstkritisch bist, schreib Dir eine Woche lang auf, wann sich Deine innere Stimme meldet und wann Du ihr Glauben schenkst. Vergleichst Du Dich mit Kollegen in der Arbeit? Denkst Du, Du schaffst die Anforderungen nicht? Hast Du das Gefühl, andere Mütter meistern den Familienalltag besser als Du? Klappt die Partnersuche nicht, weil Du denkst, Du bist nicht gut genug? Fühlst Du Dich nicht attraktiv, weil Du denkst, nicht groß genug, schlank genug, kurvig genug zu sein? Notiere Dir alles, was Dein innerer Kritiker Dir tagein tagaus vorplappert. So erkennst Du Deine Denkmuster und kannst ihm im nächsten Schritt eine Gegenfrage stellen: Ich bin gut, so wie ich bin, und ich gebe mein Bestes - warum denkst Du das? Ihm werden schnell die Argumente ausgehen.


2. Konzentriere Dich auf Deine Stärken

In Deinem Kopf kreist alles nur um Deine Schwächen und die Dinge, die Du nicht kannst oder Dir nicht zutraust? Dann fokussiere Dich voll auf Deine Stärken. Und ja, es sind viele – weit mehr als Du Dir bisher selbst eingestanden hast. Schreib Deine Stärken ruhig auf ein Blatt Papier, damit Du Dich immer wieder daran erinnern kannst. Was kannst Du besonders gut? Was kannst Du besser als andere? Was macht Dich aus? Bist Du sehr empathisch? Kannst Du gut zuhören? Kannst Du gut organisieren? Viele Eigenschaften und Fähigkeiten nehmen wir als selbstverständlich hin, ohne zu erkennen, dass es tatsächlich unsere Stärken sind.


3. Akzeptiere Deine Schwächen

Jeder Mensch hat Schwächen. Das ist eine Tatsache, die Du ab jetzt akzeptieren solltest. Ausnahmen gibt es nicht - nur verstecken andere ihre Schwächen oder machen sie bewusst zu Stärken. Lerne anzunehmen, dass auch jede Deiner Schwächen zu Dir gehört und Dich als Person ausmacht. In manchen Situationen können Deine Schwächen sogar Deine größte Stärke sein – Du musst es nur zulassen.


4. Vergleiche Dich nicht mit anderen

Schöner, stärker, besser - die Sozialen Medien sind dazu ausgelegt, sich ständig mit Vorbildern zu vergleichen, die jenseits der Filter-Fassade auch nur Normalos sind. Die Werbung spielt uns immer wieder eine verkehrte Welt vor, in der alles scheinbar perfekt ist, mit glücklichen Familien und wunderschönen Menschen. Heutzutage fällt es nicht leicht, sich nicht mit anderen zu vergleichen. Und doch ist genau das der Weg zu mehr Selbstbewusstsein und Lebensglück. Schaltet sich die innere Stimme wieder ein und sagt, Du bist nicht so schön wie die andere, Du kannst das nicht so gut wie die andere oder Du bist nicht so stark wie die andere, dass entgegne ihr: Ich bin auch nicht die andere. Ich bin ich, und ich bin gut, wie ich bin. Vor allem bist Du einzigartig im Gegensatz zum Einheitsbrei in den Medien.


5. Umgib Dich mit netten Menschen

Schau Dir einmal Dein soziales Umfeld an und überlege, welche Menschen Dich so akzeptieren, wie Du bist, und welche Dich ständig kritisieren. Bekommst Du oft Kritik oder Kommentare von außen, glaubst Du irgendwann selbst daran. Ein freundlich gesinntes Umfeld hingegen stärkt Dein Selbstwertgefühl. Wenn Dich andere Menschen gut finden, wie Du bist, realisierst Du bald, dass Dein innerer Kritiker offensichtlich eine falsche Meinung von Dir hat. Wer Dich immer wieder kritisiert und kleinredet, hat in Deinem engeren Umfeld keinen Platz.


Jeder dieser Schritte bringt Dich langsam und allmählich wieder zu Dir selbst. Du lernst, Dich selbst zu akzeptieren und baust ein neues Selbstbewusstsein auf. Vor allem lernst Du auch, Deinem inneren Kritiker zu widersprechen. Mit der Zeit verändert sich Deine Denkweise, Du bekommst mehr Selbstvertrauen und kannst Dinge angehen, die Du bisher durch zu viel Selbstkritik nicht gewagt hast.

So übst Du konstruktive Selbstkritik

Wenn Du konstruktiv Selbstkritik übst, dann kann Dich dies einen großen Schritt weiterbringen. Schließlich lernen wir alle aus Fehlern. Doch es ist wichtig, dass Du dabei ein paar Punkte beachtest:


1. Kritisiere nur spezifische Dinge

Generalisierende Gedanken wie „Ich bin einfach nicht gut genug.“ helfen Dir nicht weiter. Dagegen kannst Du Deine Unpünktlichkeit kritisieren und überlegen, wie Du es schaffst, Deine Zeit das nächste Mal besser zu managen.
 

2. Bleib fair Dir selbst gegenüber

Sei Dir selbst gegenüber nicht strenger als anderen gegenüber. Bestimmst nimmst Du die Fehler Deiner Freund:innen sehr locker, während Du mit Dir selbst hart ins Gericht gehst.
 

3. Akzeptiere Dinge, die Du nicht ändern kannst

Jeder macht mal einen Fehler. Die meisten Menschen haben schon einmal einen Schaden verursacht, den sie nicht mehr ändern können. Anstatt Dich vor lauter Selbstkritik zu zerfleischen, solltest Du versuchen abzuschließen. Es reicht, wenn Du Dir klarmachst, wie das passiert ist und wie Du die Situation künftig vermeiden kannst.

Selbstkritik oder Selbsthass?

Bin ich noch selbstkritisch oder ist es schon Selbsthass? Wer sich in einer Tour selbst gedanklich niedermacht, sich nur noch auf die eigenen Fehler konzentriert und nur noch seine Schwächen sieht, scheint sich bereits im Selbsthass verfangen zu haben. Mögliche Symptome, die auf Selbsthass hindeuten können, sind:

  • negative Gedanken
  • Unzufriedenheit
  • Ängste
  • Schuldgefühle
  • geringes Selbstbewusstsein

Der Selbsthass kann sogar soweit führen, dass Du Dir selbst bewusst Schaden zufügst. Dann solltest Du Dir therapeutische Hilfe suchen, um den Ursachen auf den Grund zu gehen und aus dem Teufelskreis der negativen Gedanken auszubrechen.