Kalender 6 Minuten
Kalender Aktualisiert: 26. Mar 2024

Was ist eine gute Menschenkenntnis?

Der erste Eindruck ist entscheidend – und kann doch manchmal ganz schön trügen. Wenn Du immer wieder von anderen Menschen getäuscht wirst, liegt das vielleicht an einer mangelhaften Menschenkenntnis. Die kannst Du jedoch trainieren – mit diesen Tipps.

Unter einer guten Menschenkenntnis versteht man die Fähigkeit, den Charakter anderer Menschen schnell einschätzen und deren Verhalten deuten zu können. Wem kann ich trauen? Bei wem sollte ich lieber vorsichtig sein? Wer ist offen und ehrlich und wer spielt mir etwas vor? Jeden Tag haben wir mit verschiedenen Menschen zu tun – mit bekannten, aber auch fremden, die wir erst analysieren und beurteilen müssen.

Manche Menschen haben von Grund auf eine gute Menschenkenntnis und können sich auf ihr Bauchgefühl verlassen. Innerhalb weniger Sekunden schätzen sie ihr Gegenüber ein und wissen genau, bei wem eine gesunde Skepsis angeraten ist. Festigt sich dieser erste Eindruck auch bei näherem Kennenlernen, war die Intuition richtig.

Andere sind hingegen zu leichtgläubig, werden immer wieder von ihren Mitmenschen enttäuscht und lassen sich leicht an der Nase herumführen. Doch mit ein bisschen Übung kann jeder seine Menschenkenntnis verbessern.
 

Wie bekommt man eine gute Menschenkenntnis?

Eine gute Menschenkenntnis bekommt man im Laufe der Zeit durch soziale Kontakte. Haben wir viel mit anderen Menschen zu tun, sammeln wir Erfahrung, die wir für uns auswerten und daraus lernen können. Wichtig dafür ist eine gewisse Intelligenz, um aus Fehleinschätzungen zu lernen und auf das Bauchgefühl zu hören, das uns meist ziemlich eindeutige Signale sendet. Eine gute Menschenkenntnis hängt also von drei Faktoren ab: Intuition, Lebenserfahrung und Intelligenz.

Was sagt der Charakter über einen Menschen aus?

Der Charakter eines Menschen sagt viel darüber aus, ob wir jemandem trauen können oder ob wir lieber auf der Hut sein sollten. Zeigt sich ein Mensch herzlich, aufgeschlossen, aufrichtig und loyal, verdient er höchstwahrscheinlich unser Vertrauen. Anders hingegen Menschen, die sich offensichtlich anderen gegenüber unehrlich, berechnend, hinterlistig und egozentrisch verhalten. Hier schrillen die Alarmglocken.

Eine gute Menschenkenntnis war für unsere Vorfahren lebensnotwendig und ist es manchmal auch heute noch. In der schnelllebigen modernen Welt haben jedoch viele Menschen verlernt, sich mit ihrer Intuition zu verbinden und hinter die Fassade aus Statussymbolen zu blicken. Schnell lassen wir uns von vermeintlichen Idolen blenden und sind empfänglich für Manipulation.

Welche Charakterzüge hat jeder Mensch?

Fachleute sind sich einig darüber, dass sich bei jedem Menschen die Persönlichkeitsmerkmale auf diese fünf Merkmale – die sogenannten  "Big Five" – reduzieren lassen. Sie sind bei jedem Menschen unterschiedlich stark ausgeprägt.

Dies sind die fünf Faktoren:
 

1. Offenheit

Offene Personen sind bereit für neuen Erfahrungen bereit sind, neugierig, an fremden Kulturen interessiert, fantasievoll und erfinderisch. Sie suchen Aufregung und Abwechslung. Im Gegensatz dazu schätzen Menschen, bei denen dieser Wesenszug wenig ausgeprägt ist, Konventionen, sind eher einseitig interessiert, vorsichtig, bodenständig, setzen auf Bewährtes. Und lassen gern alles so, wie es ist.
 

2. Gewissenhaftigkeit

Wer diese Eigenschaft in hohem Maße besitzt, ist gut organisiert, zuverlässig, plant vorausschauend, arbeitet strukturiert, verfügt über Disziplin und Durchhaltevermögen. Zudem zeigen solche Menschen Ehrgeiz und streben gute Leistungen an. Wem Gewissenhaftigkeit dagegen fehlt, der drückt sich um Verantwortung, pfuscht häufig, ist sorglos, unvorsichtig, nachlässig und vergesslich, leichtsinnig und sprunghaft.
 

3. Extraversion

Extravertierte Menschen suchen Kontakt zu anderen, sind gesprächig, energisch, können begeistern und sind aktiv. Sie lieben Spaß, handeln spontan – und zeigen eine gute Durchsetzungskraft. All jene, die dieses Merkmal nur wenig ausgeprägt haben, neigen dazu, sich zurückzuziehen, sind eher ruhig, gern allein und arbeiten am liebsten unabhängig. Sie machen durch ihre Schweigsamkeit nicht selten einen reservierten Eindruck und sind stark mit ihrer inneren Erlebniswelt beschäftigt.
 

4. Verträglichkeit

Wer in hohem Maße über diese Eigenschaft verfügt, gilt als freundlich, kooperativ, warmherzig, mitfühlend, hilfsbereit, großzügig, harmoniebedürftig und für Teamwork gut geeig­net. Verträgliche Menschen sind offenbar auch besonders empfänglich für Glücksmomente. Den Gegenpol dazu bilden Personen, die als kalt und mitunter streitsüchtig wahrgenommen werden, als undankbar, aggressiv im Wettbewerb, misstrauisch, wenig entgegenkommend und schroff im Ton.
 

5. Neurotizismus

Ist dieser Faktor stark ausgeprägt, handelt es sich um ängstliche, nervöse, labile Personen, die sich zudem oft Sorgen machen, schnell gekränkt sind, Schuldgefühle haben und sich gern selbst bemitleiden. Stark neuro­tische Menschen haben ein erhöhtes Risi­ko, an Depressionen und Angststörungen zu erkranken. Andererseits sind sie durch ihre Empfänglichkeit auch für den emo­tionalen Schmerz anderer oft gute Thera­peuten. Im Gegensatz dazu sind wenig neurotische Personen eher entspannt, emotional stabil, zufrieden, ungezwun­gen und selbstsicher. Und kaum aus der Ruhe zu bringen.

Wie kann man einen Menschen richtig einschätzen?

Um Menschen richtig einschätzen zu können, brauchst Du Erfahrungswerte und eine gute Intuition. Leider gehen wir oft einem psychologischen Phänomen auf den Leim, das sich Bestätigungsfehler nennt. Unsere Wahrnehmung konzentriert sich auf alles, was unseren Überzeugungen und unserer Weltanschauung entspricht. Was hier nicht dazupasst, können oder wollen wir nicht sehen. Die Folge davon ist, dass wir unseren ersten positiven Eindruck nur selten revidieren und alles ausblenden, was diesem widerspricht.

Bist Du jedoch aufmerksam und achtest genau auf Deine Wahrnehmung, kannst Du diesen Fehler umgehen. Mit diesen 10 Tipps für eine bessere Menschenkenntnis lernst Du, Menschen besser einzuschätzen und zu durchschauen:
 

1. Lerne Dich selbst kennen

Um andere Menschen besser einschätzen zu können, solltest Du Dich selbst genauer kennenlernen. Siehst Du in anderen immer nur das Gute, weil auch Du ein gutes Herz hast? Oder misstraust Du anderen grundsätzlich, weil Du Dir selbst nicht über den Weg trauen würdest? Dann projizierst Du Deine subjektive Erwartung auf die andere Person und kannst sie nicht objektiv beurteilen. Je mehr Du Deinen eigenen Charakter analysierst und Deine eigenen Beweggründe hinterfragst, umso neutraler kannst Du andere Menschen einschätzen.
 

2. Deute die Körpersprache

Über die Körpersprache des Gegenübers kannst Du viel über den Charakter erfahren, wenn Du weißt, worauf Du achten solltest. Durch Mimik, Gestik und Körperhaltung verrät die andere Person ganz unbewusst so einiges über sich. Ist die Körperhaltung offen und Dir zugewandt oder sind die Beine gekreuzt und die Arme verschränkt? Nimmt die Person Blickkontakt auf oder schaut sie an Dir vorbei? Wirkt das Lächeln natürlich und herzlich oder nur aufgesetzt? Beobachte die Menschen um Dich herum und achte auf die kleinen Details.
 

3. Achte auf die Stimme

Manchmal ist der Tonfall aussagekräftiger als das, was gesagt wird. Spricht jemand laut oder leise, deutlich oder undeutlich, schnell oder langsam? Achte im Gespräch außerdem darauf, was die andere Person zwischen den Zeilen vermittelt.
 

4. Lass Dich nicht blenden

Das tolle Designer-Kleid, der perfekt sitzende Maßanzug, die strahlend weißen Zähne, die teure Uhr oder der schicke Sportwagen sind Äußerlichkeiten, die uns schnell blenden können. Oft sollen sie nämlich nur eins: ablenken. Wer sich von solchen Oberflächlichkeiten beeindrucken lässt, übersieht schnell Charakterschwächen, die sich dahinter verbergen können.
 

5. Löse Dich von Vorurteilen

Versuche einer fremden Person neutral gegenüber zu treten und ihr eine faire Chance zu geben. Oft lassen wir uns von Vorurteilen und Klischees beeinflussen, noch bevor wir überhaupt ein Wort mit der anderen Person gewechselt haben. Dadurch stecken wir andere Menschen schnell in Schubladen, ohne deren wahren Charakter überhaupt zu kennen.
 

6. Setze die rosarote Brille ab

Du lernst jemanden kennen und findest die Person auf Anhieb sympathisch. Das ist grundsätzlich natürlich schön. Allerdings kann die Euphorie auch dazu führen, dass Du nur noch Positives in der anderen Person siehst. Ein derart sympathischer Mensch kann doch einfach nur liebenswert, treu und rechtschaffen sein – denkst Du und übersiehst dabei vielleicht ein paar Alarmsignale. Deshalb setze Deine rosarote Brille ab und betrachte die Person mit neutralen Augen.
 

7. Hinterfrage die Gründe

Dir ist die neue Kollegin absolut unsympathisch und Du findest kein gutes Haar an ihr? Dann hinterfrage, warum das so ist. Was löst diese Abneigung aus? Welche Charaktereigenschaft und welches Verhalten triggern Dich dermaßen? Ist sie wirklich so unsympathisch oder willst Du nur ihre positiven Eigenschaften nicht sehen? Genauso wie die rosarote Brille haben wir manchmal eine graue Brille auf, die uns nur das Negative erkennen lässt.
 

8. Vergleiche nicht mit anderen

Jeder Mensch ist einzigartig, deshalb sollte jeder Mensch auch als Individuum bewertet werden. Ziehe keine Vergleiche zu anderen Personen aus Deinem Bekanntenkreis, die einen vermeintlich ähnlichen Charakter haben oder der anderen Person optisch sehr ähnlich sehen. Denn auch wenn sich zwei Menschen ähneln, kann ihr Verhalten komplett unterschiedlich sein.
 

9. Beurteile auch das Umfeld

Der erste Eindruck ist zwar wichtig, aber nicht alleine entscheidend. Um den Charakter eines Menschen zu ergründen, solltest Du auch das Umfeld kennen. Oft kannst Du gewisse Eigenschaften und Verhaltensweisen besser verstehen, wenn die Hintergründe bekannt sind.
 

10. Hole eine Zweitmeinung ein

Du bist Dir einfach nicht sicher, wie Du eine andere Person einschätzen sollst? Dann hole Dir eine Zweitmeinung von jemandem, dem Du eine gute Menschenkenntnis zutraust. Deckt sich die Einschätzung immer wieder mit Deiner eigenen, kannst Du Deiner Menschenkenntnis vertrauen.

Tägliches Training hilft, die Menschenkenntnis zu verbessern. Nutze deshalb jede Gelegenheit, um andere Menschen zu beobachten und zu analysieren: beim Warten auf den Bus, beim Einkaufen, im Büro, beim Spazierengehen. Mit ein bisschen Übung verbindest Du Dich wieder mit Deiner Intuition und lässt Dich nicht mehr so leicht täuschen.