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Kalender Aktualisiert: 16. Oct 2023

In seinem Buch und dem Online-Kurs „Was Deinen Leben wirklich Sinn gibt“ spricht Christoph Schlick darüber, wie wir unsere Potenziale freisetzen können und was uns davon abhält. Im Gespräch mit sinnsucher.de erklärt er, was genau das bedeutet und gibt Einblicke in seinen persönlichen Lebensweg.

 

Herr Schlick, Ihr Buch heißt „Schick die Affen spielen“. Wer sind diese Affen? 

Das sind die Gedanken, die uns ständig niedermachen, anzweifeln, in Frage stellen: „Du kannst das nicht! Du bist nicht gut genug! Du darfst das nicht!“ Die Idee ist: Wenn wir all das, alle diese Affen, aus unserem Kopf verbannen, dann können wir ruhiger und freier werden. Und das ist der erste Schritt, unsere Potenziale zu entdecken.

 

Klingt logisch, aber wie schaffe ich das? 

Der erste Schritt ist, sich bewusst zu machen, dass wir der Chef in unserem eigenen Leben sind. Und dies dann möglichst konsequent umsetzen.

 

Viele kommen auf der Suche nach Unterstützung dabei zu Ihnen. Was sind in Ihrer Erfahrung die häufigsten Probleme?
 
Das lässt sich nicht verallgemeinernd beantworten. Oft sind Aspekte rund um das Thema Freiheit blockiert. Wir folgen Mustern: Weil irgendwer mal zu uns gesagt hat, dass etwas so sein soll oder anders richtig wäre. Das muss nicht sein, denn wir sind viel freier, als wir uns zugestehen. Freiheit und schöpferische Leichtigkeit sind zwei Potenziale, die uns helfen, das uns Wichtige zu leben!

 

Gilt das für das Privatleben oder auch für den beruflichen Alltag?

Das ist auf alles übertragbar. Der Pendant-Begriff zu „Freiheit“ lautet: „Verantwortung“. Die gehört immer dazu. Jeder einzelne, aber auch Unternehmen tragen Verantwortung, für ihr Handeln und die Folgen. 

 

Schränkt Verantwortung die Freiheit ein?

Das glaube ich nicht. Verantwortung macht bewusster. Ich treffe bewusstere Entscheidungen, wenn mir meine Verantwortung klarer wird. Ich bemerke, worauf ich Antwort gebe. Und dann kann ich entscheiden ob und wie ich antworte.

 

Das Spiel von Freiheit und Verantwortung ist auch Teil der Schule des Wiener Neurologen Viktor Frankl, den Sie als Grundlage Ihrer Arbeit erwähnen. 

Das positive, zukunfts- und lösungsorientierte Menschen-Bild habe ich in weiten Zügen von Frankl übernommen. Ich habe ihn vor seinem Tod 1997 mehrmals getroffen und seinen Vorträgen zugehört. Und ich traue mich auch, diese Ansätze weiterzuentwickeln, aus meiner eigenen Lebenserfahrung und modernen wissenschaftlichen Erkenntnissen. 

Profilbild für Christoph Schlick

Christoph Schlick

Therapeut & Gründer des SinnZENTRUMs

Der Weg des Beraters und Therapeuten Christoph Schlick, geboren 1961 in Graz, ist ebenso spannend wie seine Ideen und Ansätze. Nachdem er in Graz, Salzburg und Rom Rechtswissenschaften und Theologie studiert hatte, ging er im Jahr 1980 als Mönch zu den Benediktinern in die Abtei Seckau. Seine Aufgaben dort waren in der Seelsorge, sowie in der Schule und im Internat, als wirtschaftlicher Leiter betreute er rund 150 Mitarbeiter.

2004 trat er aus dem Orden aus und konzentrierte sich auf seine Tätigkeit als Lebens- und Unternehmensberater, die er bis heute fortführt. Auf sinnsucher.de ist er Experte für das sinnerfüllte Leben.

Ihr Lebenslauf ist spannend: 20 Jahre lang haben Sie als Benediktinermönch gelebt. Was haben Sie aus der Zeit für Ihre heutige Arbeit als Coach und Berater mitgenommen?

Spiritualität ist mir auch in meiner heutigen Arbeit sehr wichtig. Ich glaube, wir können uns nicht weiterentwickeln, ohne die Grundfragen des Lebens anzuschauen: Woher kommen wir, wohin gehen wir, was ist der Sinn des Lebens? Diesen Fragen können wir nicht ohne Spiritualität begegnen. 
In diesen 20 Jahren des Klosterlebens habe ich auch sehr bewusst gelernt zu meditieren, bei mir zu sein, und mich ebenso auf andere einzulassen.

 

Ist Spiritualität dann gleichzusetzen mit Glauben oder gar einem christlichen Glauben?

Nein, überhaupt nicht. Andere Ansätze – vom Buddhismus bis zum Schamanismus – sind ebenso wertvoll. Jeder soll hier seine eigene Heimat und Position finden. Aber ich glaube, es ist gut, wenn man irgendwo zuhause ist.  

 

Nach 20 Jahren haben Sie das Kloster verlassen und sich verstärkt mit den Themen Existenzanalyse und Logotherapie beschäftigt. Was genau bedeutet „Existenzanalyse“?

Es ist die Analyse des Jetzt, meines Seins, meiner Existenz – mit Blick auf die Möglichkeiten und Potenziale, nicht auf die Probleme oder Fehler. Die Frage ist immer, welche Möglichkeiten gibt es, wie könnte ich aus meine Potenziale einsetzen?  

 

Mit Blick auf Ihren eigenen Weg: Wie sind Sie bei Entscheidungen, beispielsweise das Kloster nach 20 Jahren zu verlassen, vorgegangen?

Im Endeffekt war da ein Bauchgefühl, das ich lange Zeit überprüft habe. Wichtige Entscheidungen haben meist eine Reifezeit und wollen gut überlegt und begleitet sein. Am Ende entscheidet aber unser Gefühl.
Ein Beispiel: Können Sie mir sagen, warum Sie in Ihren Partner verliebt sind?

 

Ja – und nein. 

Genauso ist es: Es gibt rationale Gründe, die uns helfen, unser Leben zu strukturieren. Wir haben unseren Kopf aus gutem Grund bekommen! Aber manchmal treffen wir Entscheidungen, bei denen wir denken: Das ist ja völlig verrückt. Und trotzdem wissen wir, im Bauch und im Kopf, dass es gut so ist. 

 

Vielen fehlt dabei auch Klarheit. Kommen Sie auch damit in Ihrer Arbeit in Kontakt?

Sehr viele Menschen beschäftigen sich mit der Frage wie: Was ist mir wirklich wichtig? Es ist ein viel strapaziertes Word -  doch „Werte“ sind wichtig! Um Klarheit zu bekommen, muss ich ein persönliches Ranking erstellen, nicht auf Lebenszeit, aber für den Moment. Will ich gerade mehr Arbeit oder Familie, ein Gap Year machen oder ein Unternehmen gründen? 

 

Ist das heute schwerer  als früher?

Unsere heutige Gesellschaftsstruktur macht es schwerer. Früher haben beispielsweise die Struktur der Familie oder der Sonntag, an dem man geruht hat, Klarheit gegeben. Und da sind wir wieder bei den Affen: Heute sind wir belagert von einem Heer von Affen, die uns sagen, was wir alles tun sollen, uns einflüstern, dass wir zu langsam oder zu faul sind. Ich glaube, die meisten davon kann man wegschicken – und stattdessen genau hinschauen, was uns selbst wichtig ist.